Zukunft Zollstrasse April 2018, Besuch auf der Stadionbrache

19.04.2018Zukunft Zollstrasse – Partizipative Gemeinschaftsgärten

Schon von weitem sind die Geräusche der Skate-Anlage zu hören: Anfeuerungsrufe, anerkennende Pfiffe und auch mal ein Geschepper, wenn ein Trick nicht gelungen ist und der Skater auf dem Hosenboden landet. Die Skate-Anlage befindet sich in der Stadionbrache auf dem Hardturmgelände, neben weiteren Nutzungen wie rund 80 Gartenbeeten, einem Boulderblock oder vertragslandwirtschaftlichen Flächen. Es ist ein friedliches Miteinander, das auf diesem rund drei Hektaren grossen Gelände stattfindet. Wer eine Idee hat, kann prüfen, ob sie den Projektkriterien der Betreiberin entspricht und kann sie, sofern sie bewilligt wird, umzusetzen.

Gebrauchsleihe von der Stadt

Koordiniert wird die Stadionbrache vom Verein Stadionbrache, der das Areal Ende Juni 2011 von der Stadt Zürich in Gebrauchsleihe übernommen hat. Der Verein betreibt es seither mit einer «quartierverträglichen, nicht kommerziellen Zwischennutzung» bis zum Baubeginn des neuen Hardturmstadions. Seit Juli 2011 steht die Brache für alle Besucher offen, welche sich an die festgelegten Nutzungsregeln halten. Eine Besonderheit ist, dass es keine Öffnungszeiten gibt: versuchsweise steht die Brache immer offen. Gleich nebenan liegt eine Siedlung der Genossenschaft Kraftwerk 1, deren Bewohner zu den Vielnutzer*innen der Brache zählen. Vor allem für Kinder ist der verkehrslose Ort mit einer Fülle an Spielmöglichkeiten ein attraktiver Ort. Seit 2011 hat sich hier ein hochökologischer, biodiverser Raum mit einem eigenen Mikroklima und rund 150 verschiedenen Baumarten entwickelt. Unzählige Insekten, Reptilien und Vögel profitieren davon.

Von bestehendem Lernen

Da es im Neubau Zollhaus auch einen Bereich mit Gemeinschaftsgärten geben wird sowie direkt neben dem Zollhaus die Brache Zollgarten bespielt werden soll, widmete sich der April-Anlass von Zukunft Zollstrasse vier verschiedenen Formen von Gemeinschaftsgärten und Brachen in Zürich – um zu lernen und gute Ideen zu übernehmen. Treffpunkt an diesem sonnigen Frühlingsabend war direkt auf der Stadionbrache, wo der «Brachenwart» Lorenz „Lolo“ Devallier, der sich hauptberuflich um die Stadionbrache kümmert, rund 25 Interessierte zum Gespräch empfing. Er erklärte die Funktionsweise des Orts und Christian Rechsteiner ergänzte Informationen zum Südgarten, der in einer vertragslandwirtschaftlichen Produktionsform mit freiwilligen Helfern für die Zutaten des regelmässig stattfindenden Mittagstischs sorgt.

Beispiele in der ganzen Stadt

Neben den beiden Vertretern der Stadionbrache stellte auch Hans Grob vom Quartiergarten Hard sein Projekt vor. Das rund 6000m2 grosse Areal entstand 2013 nach einer Bodensanierung mit der Idee, einen gemeinschaftlich betriebenen Grünraum für das Quartier zu lancieren. «Die Mitglieder müssen miteinander planen koordinieren. Viele haben einen Migrationshintergrund und leisten durch ihre Mitarbeit im Quartiergarten Hard einen eigenen Integrationsbeitrag» sagt Hans Grob. In der Zwischenzeit sind mehrere Gartengruppen aktiv, so beispielsweise eine Hühnergruppe und eine Heilkräutergartengruppe. Unter ganz anderen Bedingungen gärtnern die Teilnehmer*innen des «Garte über de Gleis» in Wipkingen. Der Garten, direkt über den überbauten SBB-Geleisen beim Bahnhof Wipkingen gelegen, besteht ausschliesslich aus Kisten. 50 solcher Kisten stehen zur Verfügung, wobei dies auch das Maximum ist, da die Fläche als Dachfläche des Tunnels und der Tiefgarage nicht zusätzlich belastet werden darf. Peter Helfenberg vom «Garte über de Gleis» fällt auf, dass vor allem Frauen hier gärtnern, während es in den anderen vorgestellten Gärten eher ausgeglichen ist.

Planen fürs Zollhaus

Die an diesem Abend vorgestellten Gemeinschaftsgärten funktionieren organisatorisch alle leicht unterschiedlich. Alles sind aber Orte, die von einer Interessengemeinschaft meist in freiwilliger Arbeit bespielt und genutzt werden und so zu Orten von lebendiger Fröhlichkeit werden. Die Interessierten der Zukunft Zollstrasse nahmen denn auch viele neue Ideen mit nach Hause und es ist gut möglich, dass einige Formen und Ideen im Zollhaus oder dem Zollgarten umgesetzt werden.

Text & Bilder: Valérie Clapasson