06.12.2019Erlebnisberichte „Unter einem Dach“

Die Genossenschaft Kalkbreite unterstützte das Theaterstück «Unter einem Dach», welches vom Zusammenleben eines Syrers und eines Deutschen erzählt und letzte Woche im sogar theater zu sehen war. Wir haben Tickets unter den zukünftigen Bewohner*innen des Zollhauses verlost und freuen uns, an dieser Stelle einige Erlebnisberichte mit euch teilen zu dürfen:

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Im Foyer des sogar theaters ist die Stimmung schon vor der Veranstaltung wunderbar belebend. Die Inszenierung ist perfekt. Der Prolog holt uns sofort in die Spannung, was da wohl erzählt wird und schon alleine der Klang der Sprachen, deutsch, arabisch, tamilisch, klar und prägnant gesprochen, gibt der Aufmerksamkeit ihre volle Entfaltung.

Die anschliessende Diskussion mit den beiden aus Deutschland angereisten Autoren des Buches ‚Unter einem Dach‘ lässt vertiefte Einblicke in die Thematik der Asyldiskussion zu.

Abgerundet wird der Abend durch ein köstliches Apéro. Wir haben das Glück, dass die Theatergruppe www.1visible.net im Foyer ihr 10-jähriges Bestehen feiert und alle Theaterbesucher einlädt dabei zu sein – interessante und inspirierende Gespräche! Ich nehme ein Buch mit Widmung der Autoren nach Hause! Danke!

Katrin, WG Zollfrei

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Vollgepackt, intensiv, volle Aufmerksamkeit erfordernd – alle dies im besten, positiven Sinn gemeint! Der wiederholte, ohne jegliche Anzeichen – bzw. „Vorwarnung“ – stattfinde Rollenwechsel zwischen Ausländer und Einheimischen konfrontiert einem auf witzige, bereichernde Weise mit seinen Vorurteilen und Eigenheiten. Ein Theaterstück, das sich nicht damit begnügt, intellektuell auf der Klaviatur unserer Klischees zu spielen, sondern es auf bemerkenswerte Weise schafft, die Gefühlsebene zu integrieren.

Stephan

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Das Theater hat mir sehr gefallen und es hat mich sehr berührt.

Berührt ganz besonders, weil ich zusammen mit meinem Mentee Ibrahim, einem somalischen Geflüchteten, das Stück besuchte. Es war toll, ihn so oft neben mir lachen zu sehen in den arabisch gesprochenen Passagen! Wo ich kein Wort verstand, keine Nuance der Kultur mir Einblick gewährte. Das gab ein schönes Gefühl von «auf Augenhöhe» sein mit Ibrahim. Diesmal verstand er mehr als ich und mir entging so einiges. Dennoch sass neben mir der Geflüchtete, mit genau solchen Fragestellungen, die im Stück auch thematisiert wurden. Und ich, die Einheimische, mit den andern Fragestellungen, als Mentorin. Der Geflüchtete mit der traumatischen Geschichte, die Mentorin mit dem Privileg, hier geboren zu sein und ein relativ einfaches Leben führen zu können. Dieser Gedanke trieb mir zwischendurch die Tränen in die Augen.

Es war für mich ein Moment, mich auch Ibrahim gegenüber verletzlich zu zeigen. Schade, dass im Saal vor allem weisse Menschen (also Einheimische) sassen… Ibrahim stach da klar heraus. Leider musste er direkt nach dem Stück gehen, und wir hatten keine Gelegenheit mehr, uns auszutauschen. Auch das war ein Moment, der Fragen aufwirft – wieviel und was ist möglich, als Austausch zwischen einem jungen Geflüchteten und einer einheimischen Mentorin?

Ich bin offen, mit Geflüchteten unter einem Dach zu leben. Nach diesem Stück grundsätzlich noch inspirierter. Wer weiss, vielleicht ergibt sich die Situation irgendwann…

Andrea Baechtold