06.02.2020Eco Design und Kreislaufwirtschaft

Eine verklebte Sache – oder wie man Produkte auf ihre Kreislauftauglichkeit prüft

Am vergangenen Samstag trafen sich Kreislaufwirtschaft-Interessierte in der Kalkbreite. Nadja Lavanga (Umweltwissenschaftlerin) und Ricardo Pfeiffer (Mechatronik Ingenieur), zwei Freund*innen, die sich für positive Veränderungen einsetzen, haben zum Eco-Design-Workshop geladen. Ziel des Workshops war es, das Bewusstsein für Kreislaufwirtschaft zu schärfen und anhand eines praktischen Beispiels erlebbar zu machen.

Nadja und Ricardo starteten strahlend mit Videos und Slides ins Thema. Was ist Kreislaufwirtschaft eigentlich, wie funktioniert sie, welche Ansätze gibt es, wie schlagen sie sich im heutigen Wirtschaftsleben und im Produktedesign nieder und wie genau wirken diese Modelle der Ressourcenverknappung und Verschwendung entgegen? Wir lauschen gespannt. Man merkt, sie verstehen etwas von der Materie und die ist komplex. Teilweise so komplex, dass man sich schon hin und wieder fragt – kann das überhaupt funktionieren? Nadja und Ricardo, zwei Optimisten, sehen die Herausforderungen und glauben an Lösungen. Das ist beruhigend.

Um den Grundgedanken der Kreislaufwirtschaft oder dem Eco-Design besser zu verstehen, lassen uns die beiden in Gruppen fertige Produkte in ihre Einzelteile zerlegen. Wir lernen ganz praktisch, ob einzelne Teile ausgetauscht oder wiederverwendet werden können und ob das Produkt auf ein klares Verfallsdatum hin produziert wurde. Das Anschauungsmaterial war aufschlussreich. Der Spiralbinder liess sich innerhalb von 10 Minuten problemlos in eine überschaubare Anzahl von Einzelteilen zerlegen. Die Polaroid-Kamera sah nach 15 Minuten immer noch gleich aus: das gesamte Material war verklebt. Nur mittels Zerstörung des Gehäuses konnte die Gruppe ins Innenleben vordringen und dieses in hunderte von Einzelteilen zerlegen. Das anschliessende Sortieren (Plastik, Holz, Metall und Elektronik) und Wägen zeigte erneut auf hervorragende Weise die Komplexität der Produkte und ihrer Materialien auf. Obschon die Herstellungsorte nicht einzeln eruierbar waren, liessen uns Nadja und Ricardo anhand von Annahmen die Transportkosten berechnen. Diese mühselige Arbeit hat unser Dreisatzrechnen ziemlich strapaziert.

Die Gratifikation kam mit der Pause und leckerem selbstgebackenem Kuchen. Gestärkt zurück, kreierten wir im Schnelldurchlauf ein neues, nachhaltigeres und wiederverwendbares Design für die untersuchten Produkte. In einer engagierten Abschlussdiskussion wurden die neuen Produkte präsentiert, unser Konsumverhalten kritisch hinterfragt und nach Lösungen gesucht. Am Ende erschien uns sowohl beim Toaster als auch bei der Polaroid-Kamera der Verzicht als die nachhaltigste Lösung. Dennoch ist die Inspiration, sich einem komplexen Thema positiv und gestalterisch zu nähern und sich mit neuen Lösungsansätzen auseinanderzusetzen, auf alle Teilnehmer*innen übergeschwappt.

Danke Nadja und Ricardo für eure grosses Engagement!

Text: UM